LYRICS Verwaltungsakte geschrieben im September 2014 Eltern weg - wer soll jetzt aufpassen? Mund verstummt, wozu noch aufmachen? Träumen reicht, wozu noch aufwachen? Zug entgleist, wozu noch ausrasten? - //// kein Weg führt auf diese Schienen wieder drauf - und es hilft auch kaum - was, wenn ich jetzt noch ein Ticket kauf - Ohne Ziel ist es eher Verwaltung - beschriebene Blätter im Wald unter Wurzeln begraben, nur um zu sammeln. Das Leben als //// träge Verfassung - zwischen Polizeigewalt und Einzelhaft - zwischen Heilanstalt und weitermachen - Verwaltungsakt. wie Pfefferspray - gegen Cassius Clay - Mumias Mumifizierung, Staatsanwalt- //// schaft - wer hilft da noch raus? wer tritt da noch auf? auf diesen Bretten, die die Welt betreuen, zwischen den Rissen im Haus - siehst du mit blinzelnden Augen - die Blitze von draußen, doch traust dich nicht mehr //// raus. Schau! Verwaltungsakt - Axtattacke - alles platt. Altes Blatt - Entfaltungskraft. Wir seh‘n den Wald vor lauter Bäumen nicht - ich klopf öfter als drei mal an, um zu fragen, aus welchem Holz wir sind. //// Verwaltungsakt - Axtattacke - alles platt. Altes Blatt - Entfaltungskraft. Wir seh‘n die Bäume vor lauter Wald nicht - Entfalten, Gefalten. Verwaltet - //// Kind geborn - aufpassen. Lücken im Lebenslauf - auslassen. Türe zum Treppenhaus - aufmachen - den Traum leben - aufwachen. //// den Sand aus den Augen wischen - die letzten Träume erinnern, die Fenster öffnen, bis sich die Wolken verdichten durch s Zimmer - eine Leiter zu basteln, über den Balkon zu entkomm‘ - das Abendland zu erneuern, bis die Sonne den Horizont neu vorformt - zwischen Kanzlerduell - und der Hand an der Stirn - Pfandflaschen zu sammeln und schnell - die Trägheit an die Kasse zu stelln - all diesen Lärm - in einen Schrank einzusperrn - Sperrmüll, der sich an der Wand schnell vermehrt - das letzte Mahl zu verzerrn, zu kotzen im Dickicht - die Augen schließen und kurz vorher dann doch nochmal blinzeln

LYRICS Ansichtssache geschrieben von Januar bis Juni 2017 Arbeitsteilung bedeutet hier Verteilungskampf - und jeder Lebenslauf führt als Einzelgang zum Haltungsschad'n - mein Berufswunsch - hat keine Zukunft - jede offene Tür lädt ein zu einem Trugschluss - //// meine Privilegien sind hier Wettbewerbsvorteil - und der heilige Gral nur der rettende Strohhalm - Jede Karriereleiter nur ein Hamsterrad - und Trampelpfad - am Arbeitsamt - verstecken sich heimtückische Warteschlang'n - //// Jeder Hoffnungsschimmer war nur 'ne Gesetzeslücke - und der rechte Winkel birgt kaum eine Perspektive - läufige Systemkritik - verläuft sich an der Querfront - und jedes Universum - in seiner religiösen Erklärung - //// freie Liebe funktioniert meist - nur als Rumfickerei - und die Unterhaltung spiegelt - die Unsicherheit - Traumlandschaft - und Exstase finden sich hier nur im Rauschzustand - und jeder Traum wird dann - zur Aufräumar-bei von Traumata - //// es geht auf und ab, doch ich habe mich längst an die Eb'nen gewöhnt - ja, ich rede mir all die Probleme noch schön - geh ich mein' Weg - oder geh ich nur weg? ... //// es geht zick zack, doch ich habe mich längs und schräg an die Ecken gelehnt - und drehe so jede Szene extrem - dreh ich mich weg, oder steh ich im Weg? ... ////

LYRICS Bekennerschreiben geschrieben im Mai 2016 und im März 2017 ich seh was los ist und will ein paar texte schreiben, sowohl als fünftes rad am wagen, als auch als rettungsreifen - funktioniert der quatsch - den ich hier grad mach - reift zur Rettung oder reicht als Erkennungszeichen - //// zwischen Erleuchtung und Demut - für eine neue Bewegung - Welten entdecken, durch diesen Leuchtturm in Seenot - eigene Sendezeiten - Reime als Blendgranaten - zu entziffern durch s richtige Gitter: deutliches Steno - //// unter Zeidruck gekritzelt - heilige Inschrift - eigene Lebensarten - geladen als neue Torpedos - auf die Zähne beißen - oder die Hände reichen - mit den Fäusten als Stoff für ein Epos - und Träumen als Fötus - //// ich sehe was los ist, und will ein paar Sätze reimen - neue Aufsätze bei geplatzten Reifen auf Entdeckungsreisen - im vier-viertel-Takt wirkt es grad - dient als Antrieb zur Rechenleistung - oder dient als Bekennerschreiben - //// Wer bist du? und wer willst du sein? - wie fällst du auf, und was fällt dir ein? - Woher kommst du? Kommst du da raus? - Darauf klar, oder sowieso einfach - nur mal mittendrin vorbei? - //// wer bist du? und wer willst du sein? - wie fällst du auf, und was fällt dir ein? - Wohin gehst du? Gehst du darin auf, dabei ein und drauf - oder doch am Ende einfach nur mit der Zeit? - //// Lass uns was machen! Was willst du tun? - Gibst du deine Stimme ab? Gibst du Ruh'? - ist das cool? Stimmt das so? Sag, stimmst du zu? - Hast du alles, was du brauchst, ist das für dich genug? - //// fliegst du hoch - wie Ikarus - zwischen so manchem Widerspruch - oder bist du nur - in nem Loop - gefangen wie Syssiphus - in nem Kinderbuch - wie Winnie Puh - oder Winnetou? - und wie machen wir daraus eine Win-Win-Situation? - //// suchst du das Risiko - oder den Finderlohn? - oder doch nur dein Glück? - und sag, wie findest du's? - mit einem Schlüsselbund? - oder nem Blindenhund? - suchst du in Erinnerung'n - funktioniert die Uhr noch richtig rum? -//// mit dem Strom - oder auf 'nem komplizierten Groove - führst du paar Interviews - oder lieferst nur - zwischendurch - manch einen Würfelwurf - in die Glut? - ////

LYRICS Fluegel geschrieben im Mai 2016 sie meinen's nicht böse, sie wissen's nicht besser - wenn du es schaffst, stell dich dieser Gesellschaft - entwickel die Sprengkraft - schneid Risse _ in jeden Engpass - sieh zwischen die Löcher - vielleicht findest du etwas - //// sie meinen's nicht böse, sie kennen's nicht anders - doch du bist nicht besser, wenn du s ihn' nachmachst - setz an am Mythos und änder den Ansatz - entschließ dich zu anderen Schlüsseln, vielleicht öffnet sich dann was - //// sie meinen's nicht böse, sie wollen es einfach - wenn du es schaffst, stoße sie weiter - erforsche die Heimat - stoß vor in die Weite - ordne die Zweifel - und forder das Scheitern - //// all die Schablonen, sie machen es leichter - doch fassen uns, bis sie uns fast schon vereinnahm'n - zwischen Handel und Einnahm' - zusammen so einsam - feuer die Funken, bis wir all das hier feiern - //// sie meinen's nicht böse, sie erinnern sich nicht mehr - wenn du es schaffst, steig über die Trümmer - such dir die Klarsicht, sieh hinter die Filter - entschlüssel die Gitter - erfind ein paar Bilder - //// die Blicke runter zum Boden, der Boden unter den Füßen - Die Lungen gefüllt mit der Luft um zu fliegen - Die Flügel - gestutzt durch die Brüche - trotzdem finden wir Ziele in Richtung des Himmels - ////

LYRICS Innenansicht geschrieben im Juni 2017 mit dem Mund etwas sprechen - mit der Hand etwas schreiben - mit der Lunge was rappen - mit Gedanken was reimen - mit geriss'nem Blick - aus der Inn'nansicht - mit dem Kopf an der Wand, ohne Behinderung, aber mit Hinderniss - verloren zwischen Generationen - Finderglück bei Silbensprüg'n - irgendwie zurecht kommen, zum eigenen Recht kommen. //// Recht nutzen, Text spucken, Raps husten, wegschubsen, Dreckschlucken - irrsinnig - spielerisch - mit Pinselstrich - zum Kriegseintritt - mit Hyroglyphenschrift Lücken in den Silberblick - im Sinne des Filmrisses - Giftgemisch im Stift - //// gestiefelter Beat als Lieblingsmusik - an Schatten gewöhnt, alles gelassen verhöhnt, Ideographie - irgendwo zwischen "Critical Whiteness" - und "criminal minded" - Miene des Haifischs - der dem Mainstream in's Schwimmbecken reinpisst - //// vom Besserwissen zu Selbstkritiken - vom Köpfe-Nicken zum Hände-schütteln - von Tellerbrüchen zu Messerstichen - oder doch nur händeringend die Köpfe-schütteln? - aufrichtig in - den Zauber geblickt - all den Schauspiel-künsten und Schaudergedicht'n - //// Georg Orwell's Tagebuch war mehr als ein Themenabend über Spanien - Und Rojava mehr als ein Hashtag gegen die Gegenwarten - Wer geht d'rauf ein und hat zu all'm noch ein' Kommentar parat? Und wer geht da hin - und stirbt doch noch bei 'nem Attentat? //// auf Bühnen gezerrt, um darüber zu lachen - nicht alle Tassen - in diesem Schrank drin - hinter Fassaden - Teller an die Zellenwand - der Ausblick über den Tellerand - der große Wurf zum Mosaik, doch keinen einzigen Meter satt - //// auf Bühnen auftreten, doch auch von Bühnen hinab. Schritte zum Takt - runter auf eine Eb'ne wider zum Stand - mitten im Satz - in die Lücken getanzt - und die Sicht umgeknickt - irgendwie halt gemacht - immernoch da - das ist der Unterschied. //// (und jetzt) schau mal, wie ich sprechen kann - schau mal, wie ich schreiben kann - schau mal, wie ich rappen kann - schau mal, wie ich reimen kann - schau mal, was ich mir alles leisten kann - weiß und ein Mann - mit Mic in der Hand - ////